Im Petitionsausschuss am 10.12.2021 wurde entschieden die Petition dem Unterrichtsausschuss zuzuweisen. Bei der Sitzung am 8.3.2022 hat der Unterrichtsausschuss den Antrag zur Kenntnisnahme durch den Nationalrat beschlossen. In der Sitzung des Nationalrat am 23.3.2022 wurde die Petition in die Debatte aufgenommen. Hier findet man die Zusammenfassung und das Video der Beiträge der Abgeordneten.

Leider wurde schlussendlich entschieden die Petition nicht umzusetzen. Aber wir geben unsere Forderung nach einem inklusiven Bildungssystem auf allen Ebenen nicht auf!

UNSERE PETITION

(hier geht es zum offiziellen Eintrag der Petition im Parlament und der Zusammenfassung)

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern die Bundesregierung auf, für die tatsächliche Verwirklichung eines inklusiven Bildungssystems sofort 100 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen.

BEGRÜNDUNG

Österreich bekennt sich seit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) im Jahr 2008 zu einem INKLUSIVEN Bildungssystem. Dies bedeutet, dass niemand vom gemeinsamen Leben, Lernen und Arbeiten ausgeschlossen werden darf und für jeden Menschen die vollständige Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen sicherzustellen ist.

Dreizehn Jahre nach der Ratifizierung der UN-BRK durch das österreichische Parlament, nach Beendigung der Frist für den Nationalen Aktionsplan Behinderung 2012-2021 (NAP), nach Zwischenberichten zum NAP, nach Evaluierung der Maßnahmen des NAP durch die Universität Wien, nach zahlreichen Rückmeldungen verschiedenster Organisationen muss festgestellt werden, dass sich Österreich von dem Ziel eines inklusiven Bildungssystems bisher eher entfernt als sich diesem angenähert hat.

Zahllose Rückmeldungen von Eltern, Betroffenen, Lehrpersonen, Forschenden und Lehrenden an den Hochschulen und letztlich auch von Verantwortlichen für das Bildungssystem (siehe auch Rechnungshofbericht 2019) begründen die Forderung nach einem MEHR an Ressourcen für inklusive Bildung. Inklusive Bildung ist KEIN Sparkonzept. Wer ein inklusives Bildungssystem will, muss die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen.

  • Wenn sich Eltern aufgrund mangelnder inklusiver Angebote zwangsweise für den Unterricht in der Sonderschule entscheiden „müssen“, weil dort die Ressourcen vorhanden sind,
  • wenn Eltern ständig hören, dass für ihr Kind eine kleine Gruppe mit viel Personal die bessere Form ist und daher nur die Sonderschule angeboten wird,
  • wenn Eltern beklagen, keinen Kindergartenplatz für ihr Kind mit Behinderung zu bekommen,
  • wenn Eltern berichten, dass für die Nachmittagsbetreuung an der Sonderschule die Ressourcen vorhanden sind, in der Regelschule aber nicht,
  • wenn Eltern ihre Kinder anstelle der im Lehrplan vorgesehenen 27 Unterrichtsstunden für nur 15 Stunden in die Schule bringen dürfen,
  • wenn sich Eltern sorgen müssen, ob deren jugendlichen Kindern ein freiwilliges 11./12. Schuljahr bewilligt wird,
  • wenn Schulleitungen und Lehrpersonen berichten, dass für präventive Maßnahmen keine Ressourcen zur Verfügung stehen
  • wenn Eltern für medizinische Versorgung ihrer Kinder in der Schule selbst zahlen müssen,
  • wenn Eltern für pflegerische Leistungen (z.B. Unterstützung bei der Toilette) selbst Sorge zu tragen haben, oder in der Mittelschule gesagt wird, dass keine Lehrperson der Regelschule ihr Kind bei der Pflege unterstützen wird,
  • wenn keine ausreichende Assistenz in pädagogischen Bereichen zur Verfügung steht,
  • wenn in Kindern angelegte Fähigkeiten verkümmern oder sich nicht voll entwickeln können, weil adäquate Förderung kaum möglich ist,
  • wenn Schulen keine Ressourcen für inklusive Schulentwicklungsprozesse haben,
  • wenn Gemeinschaft nur schwer wachsen kann, weil Kommunikation nicht unterstützt werden kann,

… dann MUSS gehandelt werden! – Denn schöne Worte helfen nicht, was hilft sind ausreichende Ressourcen!

Ressourcen sind erforderlich, damit

  • ausreichende Lehrer*innenstunden in den Regelschulen zur Verfügung stehen (mit den 2,7% kommen die Schulen schon lange nicht mehr aus),
  • das notwendige und von allen Seiten geforderte Supportpersonal vorhanden ist,
  • ausreichend Kindergartenplätze, Plätze im 11. und 12. Schuljahr, die notwendige medizinische Versorgung in der Schule, die Assistenz in pädagogischen Bereichen, … zur Verfügung stehen,
  • Anreizsysteme für Regelschulen geschaffen werden können, sich der inklusiven Bildung zu stellen und inklusive Schulentwicklungsprozesse der Regelschulen forciert werden können,
  • präventive Maßnahmen zur Vermeidung von „Lernbehinderung“ und „Verhaltensbehinderung“ geschaffen werden können,
  • für alle Schülerinnen und Schüler die im Lehrplan vorgesehene Stundenanzahl auch tatsächlich in der Schule gehalten werden können und somit den Schülerinnen und Schülern das Recht auf Bildung nicht beschnitten wird,
  • anstelle der momentanen Mangelverwaltung die Ziele der UN-BRK umgesetzt werden können.

Mit allen anderen Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern unterstütze ich die Forderung nach zusätzlich mindestens 100 Millionen Euro für ein inklusives Bildungssystem und fordere die Bundesregierung auf:

  1. Kurzfristig und schon für das kommende Schuljahr 2021/22 zusätzliche Ressourcen zu bewilligen.
  2. Im Nationalen Aktionsplan Behinderung (2022-2030), der 2021 beschlossen wird, die Ausrollung der zusätzlichen Mittel und die Finanzierung der Maßnahmen für ein inklusives Bildungssystem verbindlich zu verankern.
  3. Im Rahmen einer zu implementierenden und transparenten Ressourcenverteilung auf Basis eines Sozialindex, diese Mittel zu verankern.
  4. Bildungseinrichtungen Projekte zur Entwicklung inklusiver Bildung im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung zu ermöglichen.
  5. Sicherzustellen, dass Effekte auf die Weiterentwicklung eines inklusiven Bildungssystems auf der Input-, der Prozess- und der Outputebene durch eine Steuergruppe wissenschaftlich begleitet wird.

stellungnahmen zur Petition

Das Bild zeigt den Screenshot der Stellungnahme zur Petition von Prof. Lisa Pfahl, Universität Innsbruck,
Institut für Erziehungswissenschaft. Bild enthält Link zur Stellungnahme.
Das Bild zeigt den Screenshot der Stellungnahme des Österreichischen Behindertenrats zur Petition. Bild enthält Link zur Stellungnahme.
Das Bild zeigt den Screenshot der Stellungnahme zur Petition von Prof. Thomas Hoffmann, Universität Innsbruck,
Institut für Lehrerbildung und Schulforschung. Bild enthält Link zur Stellungnahme.
Das Bild zeigt den Screenshot der Stellungnahme der Behindertenanwaltschaft zur Petition. Bild enthält Link zur Stellungnahme.

Die Unterstützerinnen und Unterstützer der Petition

Bild zeigt Logo von Selbstbestimmt Leben - Initiative Österreich

Sliö unterstützt mit größtem Nachdruck die Petition „Inklusive Bildung Jetzt“ als wichtigen Beitrag zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention in Österreich.
Im Regierungsprogramm 2020 – 2014 (S. 279) ist die „Stärkung des inklusiven Bildungssystems“ festgeschrieben.
Sliö fordert alle für die Bildungspolitik in Österreich verantwortlichen Personen, Interessenertretungen und politischen Gruppierungen auf, sich an der Umsetzung dieses Ziels zu beteiligen. Die parlamentische Behandlung der Petition „Inklusive Bildung Jetzt“ ermöglicht es, wirksame gesetzliche Regelungen der Förderung inklusiver Bildung zu initiieren und die Rechte von behinderten Kindern und Jugendlichen, Mädchen und Buben jetzt zu stärken.

Bild zeigt Logo von Integration Vorarlberg
Bild zeigt Logo von BIZEPS - Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
Bild zeigt Logo von Integration Tirol
Bild zeigt Logo von Integration Wien
Bild zeigt Logo von Netzwerk Kinderrechte Österreich

Bild zeigt Logo von Klagsverband
Bild zeigt Logo von Lobby4kids - Kinderlobby
Bild zeigt Logo von LandesElternVerbandWien (LEVW)
Bild zeigt Logo von Down-Syndrom. Wien.
Bild zeigt Logo von Selbstbestimmt Leben Innsbruck
Bild zeigt Logo von NEBÖ - Netzwerk elementare Bildung Österreich
Bild zeigt Logo von Integration Österreich
Bild zeigt Logo von Initiative Minderheiten
Bild zeigt Logo von Bundesjugendvertretung
Bild zeigt Logo von WAG Assistenzgenossenschaft